Mission Weltmeisterschaft

Donnerstag, 16. August 2012

Europameisterschaft in Wiesbaden – Der zum Greifen nahe Traum


Am 12. August 2012 wurden in Wiesbaden die Europameisterschaften über die Ironman-70.3-Distanz ausgetragen.

In der Taperwoche im Vorfeld habe ich bereits deutlich gemerkt wie mein Körper die Belastungen der vielen Trainingseinheiten sehr gut verarbeitet hat. Jede Einheit hat sich super angefühlt, im Wasser war endlich wieder volles Wassergefühl da, Kraft beim Laufen jede Menge davon auf dem Rad.
Die Vorzeichen vor Wiesbaden waren also richtig gut.

Auch der Wettkampfmorgen verlief mittlerweile gewohnt ruhig, wettertechnisch kündigte sich bereits um 4 Uhr morgens ein genialer Tag an. Auf der 25km langen Autofahrt von Wiesbaden zum Schwimmstart am Raunheimer Waldsee konnte ich sogar nochmal richtig relaxen. Dort angekommen die übliche Routine in der Wechselzone.

Die Schwimmstrecke war im Vergleich zum Vorjahr etwas verändert vor allem gab es 2012 keinen Landstart sondern einen „deep water start!“. Schade…
07:45 Uhr erfolgte dann eine Viertelstunde nach den PRO`s mein Start. (leider 5 min nach den Frauen und AK 50 bis Ende)

Am Start hatte ich mich dieses Mal in der ersten Reihe positioniert und diese Position auch die ganze Zeit bis zum Startschuss halten können. Mit dem Startschuss ging dann das übliche Gefecht los…hier fehlt mir zweifelsohne noch die nötige Grundschnelligkeit um auf den ersten Metern richtig hart anschwimmen zu können, also wurde ich mal kurz nach hinten durchgereicht, was sich aber nach etwas 200m locker wieder egalisiert hat. Kurz vor der ersten Wendeboje hatte ich eine drei Mann starke Gruppe gefunden die ein super Tempo geschwommen ist und in der der Wechsel in der Führungsarbeit super funktioniert hat. Beim Landgang nach etwa 900m sind wir dann schon auf der beiden vor uns gestarteten AK-Gruppen aufgeschwommen und das war dann nach dem Landgang auch das Ende der Gruppenarbeit im Wasser. Es ist schlichtweg unmöglich sich in der Gruppe zu organisieren und gleichzeitig durch ein 250 Teilnehmer großes Feld zu schwimmen.
Dennoch habe ich schon beim Schwimmen gemerkt, dass es gut geht und das entfacht ja immer ein mentales Feuerwerk.
Ich konnte den See als 12. verlassen und hatte auf dem langen Weg in die erste Wechselzone ausreichend Zeit den Wechsel durchzugehen und vorzubereiten.

Ich hatte mich bereits im Vorfeld dafür entschieden nicht direkt am Rad zu wechseln sondern es im Wechselzelt zu tun, um einfach dem Gedränge am Rad zu entgehen. Das hat super geklappt, da ich völlig alleine im riesigen Wechselzelt war. Aber ich habe auch gemerkt, dass wohl irgendwas mit meiner rechten Hand nicht stimmt…irgendwie musste ich mir beim Schwimmen den Daumen verletzt haben…es war nicht möglich mit der rechten Hand zu greifen. Was aber nicht weiter schlimm war, weil ich ja die Hand in der Folge nicht mehr brauchen sollte.

Auf dem Rad lautete die Taktik die ersten 10k etwas verhalten anzugehen und vor allem den ersten Anstieg nach etwas 2k nicht zu überdrehen…trotzdem konnte ich viele Plätze gleich auf den ersten Kilometern gut machen. Hier hat sich das Training sehr schnell bezahlt gemacht, da ich fast vom ersten Meter an sofort im Rhythmus war und so richtig kontrolliert Druck machen konnte.

Bereits vor dem 2. Langen Anstieg konnte ich auf die Führungsgruppe mit dem amtierenden Weltmeister in meiner AK aufschließen und habe recht schnell gemerkt, dass die Jungs nicht in der Lage sind mir zu folgen – ich hab also weiter meine Plan verfolgt noch nix kaputt zu machen und zu kontrollieren. Am Ende der Abfahrt merkte ich dann aber schon den schwammigen Hinterreifen am Rad und mir war sofort klar „SCH…“. Ich habe mein Gewicht also noch weiter nach vorne verlagert und bin zumindest noch bis zur nächsten Ortschaft gefahren um dort am Straßenrad zu schauen was los ist.
Bis ich gehalten habe, war hinter der Reifen total platt…
So jetzt galt es zum ersten Mal das Pannenspray zu nutzen…leider einfacher gesagt als getan mit vollem Adrenalin und jeder Menge Puls…dann beim Zugreifen zum Pannenspray hab ich plötzlich wieder gemerkt, dass das mit der rechten Hand nicht möglich ist…also Pannenspray mit viel Adrenalin und mit der linken Hand!!!!
Hinter mir was das Bollern der anderen zu hören und das hat meine Hand nicht gerade ruhiger gemacht…irgendwie ist es mir dann gelungen das Zeug in den Reifen zu bekommen und auch noch ein paar Pumpenschläge oben drauf zu setzten und dann ging es endlich weiter!!

Alle die ich nun in der Folge überholt habe, kamen mir gekannt vor…was mich schier verrückt gemacht hat…

Am längsten Anstieg der Strecke vermutete ich dann das ich nun wieder ziemlich vorne angekommen sein müsste…leider war das nur eine Vermutung...dennoch lief es grandios auf dem Rad!!! Ich bin die Anstiege sehr konzentriert raufgefahren, teils sogar in Aeroposition. Gegen Ende der Radstrecke konnte ich dann sogar noch meine „französischen Gepäckträger“ abschütteln.

Die zweite Wechselzone die in Wiesbaden leider nicht angekündigt wird hat mich dann etwas überrascht und ich war noch nicht ganz aus den Schuhen…kurz kam der Gedanke „Sören hast du vielleicht doch etwas überzogen?“

In den Laufschuhen angekommen hatte sich das dann aber gleich erledigt…die ersten Kilometer liefen gleich gut und flüssig.
Dann kamen Magenkrämpfe die ich aber mental nach etwa 2k wieder in den Griff bekommen konnte. Die zweite der vier Laufrunden war super gut und ich konnte sogar mit Mr. Ospaly mitlaufen, aber dann…

Erst hat es angefangen in der linke Pobacke bei jedem der drei Anstiege und nach jeder Kurve zu ziehen…also Schritt verkürzen…dann Schienenbeinvorderseiten und Waden…

Das Laufen hat sehr viel Mental von mir verlangt…ich musste noch einen Platz aufgeben und kam dann als 7ter ins Ziel.

Weit weg von meinem Ziel aufs Podium zu kommen!! Doch auch das ist der Sport…man kann eben nicht alles berechnen. Das ist zwar kein so richtiger Trost und ändert auch nichts daran, dass ich nicht zufrieden mit dem Resultat bin. Denn vier, sieben oder dreißig ist dann auch schon egal!

Ich kann mir nicht vorwerfen nicht alles probiert zu haben…die Reifenpanne hat mich ca. 6,30min gekostet und wenn ich nur alleine diese Zeit abziehe…nein so darf man nicht denken…

In zwei Wochen geht’s nach Las Vegas zur WM…jetzt erholen und dann werde ich meinen Traum in Amerika genießen!!!